Die Verwendung des Andorns als Heilpflanze hat eine lange Tradition. Die alten Ägypter glaubten, die Pflanze könne Kinder vor Gefahren schützen und verwendeten ihn als Heilkraut gegen Erkrankungen der Atemwege. Auch der griechische Arzt Dioskurides empfahl Andorn vor allem bei Husten und Asthma, beschreibt aber dessen Wirkung auch bei Ohrenschmerzen, Vergiftungen, Wunden und Geschwüren. Und unser Volksglauben sagt, der bittere Andorntee kläre Geist und Sinne. Folglich steht die Pflanze als Symbol für Reinigung, Schutz und Bitternis.

Andorn ist ein typischer Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütengewächse. Bei uns ist er in Gärten oder auch an Wegen, Mauern und auf Schutt zu finden. Die wintergrüne Pflanze wächst buschig, ist verzeigt, wird bis 60 cm hoch und ist überall filzig behaart. Besonders auffällig ist der vierkantige Stängel. Die graugrünen Blätter sind rundlich, gekerbt und haben eine runzelige Oberfläche. Die weißen Blüten stehen in den Blattachseln in Scheinquirlen und erscheinen von Juni bis August. Sie bilden Fruchtstände, die auch im getrockneten Zustand lange am Stängel verbleiben.

Als mediterraner Halbstrauch bevorzugt Andorn gut durchlässige, magere Böden an warmen und vollsonnigen Standorten. Er wird durch Aussaat im Frühjahr, am besten mit Vorkultur, oder durch Teilung des Wurzelstockes im Herbst vermehrt. Andorn verbleibt über mehre Jahre am Standort und braucht kaum gewässert oder gedüngt zu werden. Um den Halbsträuchern etwas Winterschutz zu geben, wird das Kraut erst im Frühjahr zurück geschnitten.  Während der gesamten Vegetationsphase können gesunde Blätter geerntet und bei Bedarf auch getrocknet werden.

Auch wenn Andorn heute seine Bedeutung als Heilpflanze weitestgehend verloren hat, verwendet die Volksheilkunde die Pflanze noch als Mittel gegen Appetitlosigkeit sowie bei Reizmagen und Verdauungsbeschwerden. Meist ist er Rohstoff zur Herstellung von Likören. Andorntee wirkt schleimlösend bei Entzündungen der Atemwege.