Auch der Liebstöckel ist ein uraltes Heil- und Zauberkraut. Wie schon die vielen Namen wie Maggikraut, Badekraut oder auch Luststock vermuten lassen, wurde die Pflanze vielfach als Gewürz, aber auch als Pflanze des Liebeszaubers verwendet. Ob der Liebstöckel bereits in der Antike genutzt wurde ist fraglich, es gibt keine eindeutigen Belege für die Verwendung der Pflanze. Bei uns gilt Liebstöckel als klassische Pflanze der Klostergärten und Hildegard von Bingen verordnete Liebstöckel bei Husten, Mandelentzündungen, Menstruationsbeschwerden und Wassersucht. Die Volksheilkunde kennt noch mehr Anwendungsgebiete. So soll die Wurzel beruhigend, schweißtreibend und krampflösend wirken und ist der Verdauung sehr förderlich. Und Liebstöckel förderte den Liebeszauber: Jungen Männern wurden Wurzelstücke ins Badewasser gegeben, um ihnen ein wärmendes, wohliges Gefühl zu vermitteln und sie so für die Liebe zu sensibilisieren und auch Liebestränke aus der frischen Wurzel galten als besonders anregend.

Liebstöckel ist eine riesige Staude aus der Familie der Doldenblütengewächse. Aus dem fleischigen Wurzelstock treiben zunächst Blätter und später aufrechte bis 200 cm hohe Blütenstände. Die aromatisch duftenden, dunkelgrünen Blätter sind 2- bis 3fach gefiedert. Die blassgelben Blüten stehen in Dolden und erscheinen im Sommer, die Früchte sind Spaltfrüchte.

Liebstöckel bevorzugt  einen halbschattigen bis sonnigen Standort und frische, durchlässige Böden mit hohem Nährstoffgehalt. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr oder durch Wurzelteilung im Herbst. Einmal in den Garten gebracht, wächst die Staude sehr üppig und beansprucht dementsprechend viel Platz. Geerntet werden Blätter im Frühjahr und Wurzeln oder Samen im Herbst.

Heute ist Liebstöckel in erster Linie als Gewürz in Gebrauch. Junge Blätter werden frisch oder getrocknet zum Würzen von Suppen, Eintöpfen und Salate verwendet. Das Öl aus Blättern und Wurzeln ist Rohstoff für die Likörindustrie oder Bestandteil von Kräuterschnäpsen.