Lein gehört gemeinsam mit Gerste und Weizen zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und wurde schon vor 6000 bis 8000 Jahren von den Sumerern und Ägyptern angebaut. Schon in der jüngeren Steinzeit kam das Kraut nach Europa und ist bis heute als Öl- und Faserpflanze in Kultur. Das Tragen von Leinengewändern hatte stets einen großen Symbolwert. Die Priester vieler alter Kulturen trugen Leinengewänder und zeigten so ihre Bereitschaft zur Reinheit und Erhebung. Es ist anzunehmen, dass die Christen diesen Brauch übernahmen, auch sie trugen weiße Gewänder für ihre liturgischen Handlungen. Der Anbau der Flachspflanze und der Handel mit Leinen machte Deutschland bereits im 16. Jahrhundert zu einer bedeutenden Industrienation.

Lein ist ein einjähriges Kraut aus der Familie der Leingewächse. Er wächst aufrecht, ist im oberen Bereich verzweigt und wird bis 100 cm hoch. Die kleinen Blätter sind schmal lanzettlich und sitzen direkt am Haupttrieb. Die hellblauen, gelegentlich weißen, deutlich geaderten, leicht duftenden Blüten erscheinen von  Juni bis August und bilden später geschlossene Kapseln.

Lein bevorzugt nahrhafte, gut durchlässige Böden in sonniger Lage. Die Vermehrung erfolgt durch die Freilandaussaat im Frühjahr. Um Bodenermüdungserscheinungen vorzubeugen, ist ein großer Abstand zwischen den Kulturen notwendig.  Zum Ausreifen des Leinsamens benötigt die Pflanze eine Kulturzeit von etwa 120 Tagen.

In der Küche werden Leinsamen häufig in Müsli gemischt oder zum Backen verwendet und die Volksmedizin verwendet Leinsamen vor allem als mildes Abführmittel. Der überwiegende Teil der Leinsamenernte wird allerdings zur Herstellung von Öl verwendet. Das gepresste Leinöl gilt als wertvolles Speiseöl und ist auch Rohstoff für die Herstellung von Ölfarben, Firnissen, Schmierseife und Linoleum. Flachsfasern werden zu chirurgischem Nahtmaterial verarbeitet und in den letzten Jahren stieg das Interesse der Textilindustrie an dieser Faser wieder an.