Die Wein-Raute ist ein uraltes Heil- und Zauberkraut und wurde schon in der Bibel beschrieben. Als Zauberpflanze diente sie der Abwehr von Dämonen und als Heilmittel wurde sie bei Ohrenschmerzen, Wurmbefall oder Vergiftungen verwendet. Im Mittelalter wurde die Wein-Raute bei uns als Bestandteil desPestessigs berühmt, einem Arzneimittel, das vor Ansteckung  mit der Pest schützen sollte.

Die Wein-Raute ist ein mediterraner Halbstrauch aus der Familie der Rautengewächse. Sie wächst buschig, verholzt im unteren Bereich und wird 40 bis 60 cm hoch. Die intensiv duftenden Blätter sind 2-3fach gefiedert, ledrig und blaugrau. Im Juni wachsen dekorative Trugdolden mit gelben Einzelblüten. Nach der Blüte erscheinen Fruchtstände mit Kapseln, die sehr lange an der Pflanze halten und ausgesprochen attraktiv sind. Die Wein-Raute bevorzugt durchlässige, magere Böden an einem warmen, sonnigen Standort. Sie wird durch Aussaat mit Vorkultur im Frühjahr oder durch Stecklinge oder durch Teilung der alten Pflanzen im Herbst vermehrt. Die Jungpflanzen werden in einem Abstand von 30 x 40 cm gepflanzt und verbleiben über viele Jahre am Standort. Der regelmäßige Rückschnitt im Frühjahr sorgt für stets kompakte Pflanzen. Vor der Blüte werden Blätter geerntet und frisch verwendet, die reifen Samen können den ganzen Sommer geerntet werden.

Als Heilpflanze hat die Wein-Raute heute seine Bedeutung weitestgehend verloren. Das ätherische Öl, gewonnen aus Blättern und Samen, ist in der Naturheilkunde noch gelegentlich Bestandteil von Mitteln gegen Rheuma und Gicht. In der Küche ist Wein-Raute ein sehr intensives Gewürz, das nur sehr sparsam verwendet werden darf. Die Blätter passen gut zu Salaten, Fleisch und Fisch.  Wegen seiner verdauungsfördernde Wirkung wird Wein-Raute als Rohstoff für Kräuterlikör verwendet und ist Zusatz des italienischen Grappas. Doch Vorsicht: Frische Pflanzenteile wirken phototoxisch. Das Berühren der Laubblätter kann in Kombination mit Sonnenlicht Verbrennungen hervorrufen.