Der Odermennig ist eine der berühmtesten und ältesten Heilpflanzen der Welt und das wohl aus gutem Grund. Schon die alten Ägypter schätzten die Heilwirkung des Krautes sehr und setzten es gegen allerlei Beschwerden ein. Auch die großen Ärzte des antiken Europas kannten die Pflanze,  beschrieben ihre zusammenziehende Wirkung und empfahlen sie als Wundmittel, als Mittel gegen die Ruhr und manchmal auch als Gegengift bei Schlangenbissen. Außerdem war sie als Mittel gegen Lebererkrankungen bekannt. Inspiriert von den alten Kräuterbüchern, ließ Karl der Große Odermenning auf seinen Landgütern anbauen und auch die Klostergärten folgten seiner Empfehlung.  Bei der Vorgeschichte ist es kein Wunder, dass die Volksheilkunde das Kraut als Bestandteil von Likörrezepturen zur Förderung der Verdauung empfiehlt.

Der Odermennig ist eine mehrjährige einheimische Pflanze aus der Familie der Rosengewächse. Er wächst auf Weiden, an Waldrändern und an Gebüschen und Zäunen. Die Staude wird bis 90 cm hoch, hat unpaarig gefiederte, behaarte Blätter und blüht von Juni bis September. Die kleinen, gelben Blüten stehen in langgestreckten Trauben. Zum gesunden Wachstum benötigt der Odermennig warme, trockenere Böden bei voller Sonne. Vermehrt wird durch Aussaat im Frühjahr oder durch Teilung des Wurzelstockes im Herbst. Fühlt sich der Odermennig im Garten wohl, kann er über mehrere Jahre am Standort stehen bleiben. Im Sommer wird das blühende Kraut geschnitten, in kleine Sträußchen gebunden und vorsichtig getrocknet.

Odermennig enthält Kieselsäure, Gerb- und Bitterstoffe und ätherisches Öl. Er wirkt daher wundheilend und entzündungshemmend und stärkt die Abwehrkräfte. Der Tee hilft bei Appetitmangel und Magen-Darm-Beschwerden und wird auch als Gurgelmittel bei entzündeter Rachenschleimhaut oder bei entzündetem Zahnfleisch verwendet. Auch äußerlich angewendet, wirkt der Tee heilend und wird häufig als Umschlag, zur Waschung oder als Badezusatz bei Wunden, Abschürfungen, Ekzemen und Verbrennungen verwendet.