So wird die Stadt bunt und lecker

Der Kräuterexperte Burkhard Bohne macht mit seinem Ratgeber Lust aufs Gärtnern in der Stadt.

Von Bettina Jordan

Braunschweig. Ginge es nach Burkhard Bohne, sollten bei der Planung neuer Wohnquartiere in der Stadt Flächen zum gemeinschaftlichen Gärtnern vorgesehen werden. Denn die Lust auf Grün und Selbstversorgung mit Kräutern und Gemüse wächst seit Jahren rasant. „Gemeinsam zu säen, es wachsen zu sehen und zu ernten, bereitet mehr Vergnügen und bedeutet weniger Verantwortung bei der Pflege. Im Klostergarten Riddagshausen läuft das schon seit zwölf Jahren hervorragend“, sagt der Kräuterexperte.

Ein schönes Beispiel für Braunschweig sei auch der Stadtgarten im Bebelhof. Initiiert und getragen von der Volkshochschule, bei der auch der städtische Beschäftigungsbetrieb angegliedert ist, entstand er im Frühjahr 2015 auf einem nicht mehr genutzten städtischen Bauhof (siehe Grafik). Mehr als 70 Hochbeete wurden dort im ersten Jahr aufgebaut. Darin wachsen Kräuter, Gemüse, Blumen und Obst. Der Stadtgarten etablierte sich schnell als Treffpunkt für Gartenbegeisterte. Burkhard Bohne bietet dort Gartenworkshops an. „Der Garten ist ein unkonventionelles Angebot und hat eine Lücke geschlossen.“

Ob auf Dächern, Balkonen, Brachflächen oder in Hinterhöfen: Gärten können überall entstehen – sie machen die Menschen froh und die Stadt bunt und lecker. Bestes Beispiel ist Berlin. 78 Projekte für gemeinschaftliches Gärtnern gibt es mittlerweile in der Hauptstadt, weiß Bohne. Dem bekanntesten urbanen Gartenprojekt, dem Prinzessinnengarten in Berlin-Kreuzberg, hat er auch ein Kapitel in seinem neuen Buch „Garden your City – Wenn die Stadt zum Garten wird“ gewidmet.

Der Ratgeber richtet sich an Pflanzenliebhaber, an Städter, die gärtnern wollen – auch in Gemeinschaft. Er gibt praktische Tipps und Anregungen und stellt viele Pflanzen vor.

Burkhard Bohne erlebt vor allem in Berlin – mit seiner Kräuterschule hat er im Prinzessinnengarten im vergangenen Jahr Kurse gegeben -, dass eine neue Gärtner-Generation heranwächst. „Die zumeist jüngeren Leute lieben den Kontakt zu Gleichgesinnten und den Erfahrungsaustausch. Das ,Urban Gardening‘ bietet ihnen Experimentierfelder und berücksichtigt den Umweltaspekt.“

Für Dinge, die im Alltag vorhanden sind, gibt es neue Einsatzmöglichkeiten. Warum Kräuter nicht in ausgedienten Eierkartons oder Obstschalen vorziehen? Oder Kresse-Samen in alten Flaschendeckeln auf Watte aussäen? Schon nach wenigen Tagen kann geerntet werden.

Alte Kaffee-, Konserven- oder Saftdosen lassen sich – beachtet man ein paar Hinweise – prima bepflanzen und sehen am Ende auch noch sehr hübsch aus. Wenn Gärten mobil sein sollen (oder müssen, zum Beispiel auf Grundstücken, die nur temporär genutzt werden können) eignen sich auch Bäckerkisten als Gemüsebeete oder grob gewebte Kunststoffsäcke für wuchernde Pflanzen.

Eine Idee ganz im Sinne von Burkhard Bohne, hauptamtlich Leiter des TU-Arzneipflanzengartens: Der Einkaufswagen, der im vergangenen Sommer im Bereich Theaterpark zum Mini-Garten umfunktioniert worden war. Ob er wohl wiederkommt?

„Garden your City – Wenn die Stadt zum Garten wird“ mit vielen praktischen Tipps ist im Kosmos-Verlag erschienen. Text: Burkhard Bohne. Fotos: Kerstin Mumm. Er kostet 20 Euro.

KRäUTERSCHULE

Wo wachsen Kräuter und wie kann ich sie nutzen? Das sind die Themen der Kräuterschule Burkhard Bohne. Im Programm 2016 gibt es den Grundkurs Kräuter sowie „Blüten und Düfte – die Vielfalt unserer Kräuter“, „Kräuter für Balkon und Terrasse“, „Alte Kräuter – nicht nur im Kloster“ oder „Der Kräutergarten – gewusst wo und wie“. Weitere Informationen und Anmeldungen sind möglich unter www.kräuterschule-braunschweig.de oder Tel.: 0160 90 60 78 09.

Eierkartons und ausgediente Obstschalen eignen sich gut zu Anzucht von jungen Kräutern.

Kurse seiner Kräuterschule hat der Experte Burkhard Bohne inzwischen auch Im Prinzessinnengarten in Berlin-Kreuzberg angeboten. Fotos (3): Kerstin Mumm

Ob alte Kaffee-, Konserven- oder Saftdosen: Gefäße aus Metall sind praktisch und lassen sich schön bepflanzen.

Braunschweiger Zeitung – 21. Maerz 2016 – Braunschweiger Lokales – Seite 18