Die Klosterkirche Riddagshausen lädt in ihren Garten ein. Helfer sind willkommen.

Von Ann Claire Richter

Braunschweig. Der Rosmarin ist weg! Sechs Pflänzchen aus dem Klostergarten in Riddagshausen sind spurlos aus dem Hochbeet verschwunden. Geklaut?

Pfarrer Bernhard Knoblauch ruft das 7. Gebot ins Gedächtnis: „Du sollst nicht stehlen!“ Das gelte unbedingt auch für Rosmarinpflänzchen! „Wer bei uns um einige Zweige nachfragt, bekommt aber gerne welche geschenkt“, meint er schmunzelnd.

Es keimt und grünt und wächst in Riddagshausen, und mit dem Frühling nehmen auch die Kulturpaten des Klostergartens wieder Fahrt auf. Die Gemüse- und Kräuterhochbeete wollen bestellt, gehegt und gepflegt werden, und Burkhard Bohne, der stadtbekannte Botaniker und Klostergärtner der ersten Stunde, lädt Gartenfreunde zum Mitmachen ein. „Man muss kein Riddagshäuser sein, um Kulturpate zu werden“, betont er. Inzwischen stamme die Hälfte der Freizeitgärtner aus anderen Stadtteilen.

Wer mitjäten möchte und Fragen hat, wende sich per Mail an ursula.homann@nullgmx.de. Auch spontanes Mitmachen ist erwünscht. Treffen im Klostergarten ist jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr. „Ausnahmen gibt es nur, wenn es Hunde und Katzen regnet“, betont Kulturpatin Birgit Jäckel.

Der Klostergarten ist ein einmaliger, bezaubernder Lernort, angelegt nach dem Plan des Klosters St. Gallen und bestückt mit Nutzpflanzen des Mittelalters, so wie sie Karl der Große einst dokumentieren ließ und für seine Landgüter vorschrieb: zur Erhaltung der Gesundheit seines Volkes.

In Riddagshausen hätten die Zisterzienser schon vor Jahrhunderten nachhaltigen Landbau betrieben, die Kreisläufe der Natur achtend und den Bedürfnissen der Pflanzen angepasst. Bohne könnte stundenlang von der Kraft der Kräuter schwärmen und hält uns beispielhaft ein Büschel Eberraute unter die Nase. Ein Absinthgewächs mit würziger Note. „Gibt mediterranen Gerichten ein tolles Aroma“, sagt er. Oder das Engelwurz, das allein schon vom Namen her zwingend in diesen Garten gehört. Kann als Gemüse gegessen oder getrocknet und mit Alkohol angesetzt als Kräuterlikör genossen werden. Die Volksverdauung fördernd, versteht sich!

Beim 800-jährigen Bestehen der Klosterkirche, so wie sie heute steht, werden die Kulturpaten entscheidend mitwirken. Am 18. Juni werden sie eine sinnliche Sommernacht ausrichten mit Führungen im Fackelschein und Köstlichkeiten aus dem Klostergarten. „Unbedingt vormerken!“, rät Pfarrer Knoblauch, der namensmäßig ja eigentlich auch sehr schön in diesen Garten passt.

Der Rosmarin übrigens ist gar nicht geklaut. Kulturpatin Edith Wulke hatte ihn zuhause gepäppelt und nun zum Einpflanzen wieder hergetragen. „Weil doch noch keine neue Erde in den Hochbeeten war“, erklärt sie das kriminelle Missverständnis lachend.

„In Riddagshausen haben die Zisterzienser vor Jahrhunderten schon nachhaltigen Landbau betrieben.“

TERMINE

Burkhard Bohne weiß, wie Kräuter am besten gedeihen.

Sommerprogramm der Kulturpaten (Beginn des Kulturpatencafés ist jeweils um 14.30 Uhr. Im Anschluss finden Garten- und Parkführungen statt):

  1. Mai: Blütenzucker selbst gemacht
  2. Juni: Blütenpapier schöpfen
  3. Juli: Kräuterlimonade und Kräuterquark
  4. August: Badeperlen
  5. September: Kochen nach Hildegard von Bingen

17.-19. Juni: Festwochenende 800 Jahre Klosterkirche

  1. Oktober: Riddagshäuser Erntemarkt, ab 12 Uhr

Sie lieben den Klostergarten in Riddagshausen: (von links) Pfarrer Bernhard Knoblauch, die Kulturpatinnen Petra Maiers und Birgit Jäckel und der Profi-Gärtner Burkhard Bohne. Foto: Florian Kleinschmidt/BestPixels.de

Braunschweiger Zeitung – 25. April 2016 – Braunschweiger Service – Seite 20