Zaubert Salbei Erotik herbei?

Braunschweiger Zeitung vom 13. Mai

Zaubert Salbei Erotik herbei?

Pflanzen wirken auf Seele und Körper – sie öffnen uns für andere Wahrnehmungen.

Von Cornelia Steiner

Braunschweig. Die Liebe ist seit jeher eng mit Pflanzen verbunden, mit Kräutern und Früchten. In früheren Jahrhunderten sprach man von Zauberpflanzen – sie sollten den Geliebten bezirzen, das Begehren anheizen, die Liebeskraft stärken und die Fruchtbarkeit der Auserwählten erhöhen.
So ist zum Beispiel der Hinweis überliefert, dem oder der Auserwählten heimlich Baldrianwurzeln in den Wein zu geben. Daraufhin sollte sofort die Liebe entfacht werden. Etwas aufwendiger war wohl folgender Rat umzusetzen: Man sollte dem Auserwählten ein Haar auszupfen, dieses Haar mit einer Nähnadel dreimal durch ein Salbeiblatt ziehen und das Blatt dann unter die Türschwelle legen  – beim Betreten des Hauses würde der Mann der Begierde sofort in starker Liebe entbrennen, hieß es.
Etwas Aufwand war auch nötig, um vermeintlich erotisierende Salben und Öle herzustellen: Frauen pflegten einst ihre Augenbrauen mit Majoransalbe, den Hals mit Thymiansalbe und die Arme mit Minzensalbe, um die Männer zu bezaubern.
Und heute? Nach wie vor wird von Aphrodisiaka geschwärmt – von Mitteln, die die sexuelle Lust steigern sollen. Der Begriff geht zurück auf Aphrodite. Sie galt in der griechischen Mythologie als Göttin der Liebe und soll einen Zaubergürtel getragen haben, mit dem sie Männer unwiderstehlich in ihren Bann ziehen konnte.
Mit Zaubergürteln lässt sich heute kaum noch jemand um den Finger wickeln, dennoch werden allerlei Pflanzen und Früchte als Aphrodisiaka angepriesen. Was davon wirkt wirklich?
Einer, der darauf eine Antwort haben könnte, ist Burkhard Bohne, der technische Leiter des Arzneipflanzengartens der TU Braunschweig. Mit Aphrodisiaka beschäftigt er sich zwar für gewöhnlich nicht, aber er sagt: „Pflanzen können eine doppelte Wirkung auf uns haben. Sie sprechen einerseits die Sinne an und andererseits den Körper.“ Wer also beispielsweise an Rosen schnuppert, dem blumigen Symbol der Liebe, der wird von einem Gefühl der Entspannung durchströmt. „Düfte, Farben und Berührungen regen stark unsere Sinne an. Das entschleunigt, und es öffnet uns für andere Wahrnehmungen.“ Zu diesem sinnlichen Erleben kann eine körperliche Veränderung kommen, wenn etwa anregende Kräuter wie Rosmarin und Thymian eingesetzt werden. Sie fördern die Durchblutung und wirken sich auf das Befinden aus.
Bohne macht aber eines deutlich: Wo nicht schon ein kleiner Funke von Erotik zwischen zwei Menschen vorhanden ist, können auch Pflanzen nichts herbeizaubern. Vielmehr gehe es darum, dass Pflanzen helfen können, Körper und Geist ins Gleichgewicht zu bringen – und das ist schließlich die Voraussetzung für ein erfülltes Liebesleben.
Lesetipp
Miriam Wiegele: „Zauberpflanzen, Pflanzenzauber  – Magisches, Heilendes und Praktisches“. ISBN: 3800141965 (gebraucht erhältlich)
Braunschweiger Zeitung – 13. Mai 2014 – Frühlingsgefühle – Seite S02
© BZV Medienhaus GmbH, 2014

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